Lina Levano geborene Bauer
Von Miriam Doron und Lotte Meyer, Jerusalem (Israel)
Geboren 12.11.1883 in Weilburg an der Lahn.
Eltern: Jonas Bauer und Fanny geb. Markus. Lina war das zehnte von zwölf Kindern der Familie Bauer. Zwei Brüder fielen im ersten Weltkrieg. Der Vater war Viehhändler. Sie führten einen koscheren Haushalt. Sie wohnten in einem kleinen Haus in Weilburg.
Lina besuchte die Grundschule in Weilburg. Soviel uns bekannt ist, machte sie eine kaufmännische Lehre in Hannover, in einem Schuhgeschäft bei Verwandten. Später kam sie nach Aachen zu Tietz als Verkäuferin. Dort lernte sie Eduard Levano kennen, der auch bei Tietz angestellt war. Sie pflegten mittags zusammen in dem einzigen koscheren Restaurant Aachens "Mimetz" zu essen. Im Juni 1912 heirateten sie in Aachen. Sie kauften dann ein bestehendes Schuhgeschäft mit der Firma "Louis Berg" in der Adalbertstraße 43, welches sie zusammen mit Clem(entine) Bauer (Linas Schwester) bis ungefähr 1928 führten. Dann öffnete die Familie Levano ein neues Schuhgeschäft, unter der Firma "Bauer Schuh & Co", in der Adalbertstraße 33.
Die beiden ersten Kinder, Renate und Lotte, wurden in der Adalbertstraße 43 geboren. Später zog die Familie in die Ludwigsallee und dann nach Brand in die Triererstraße.
Die Familie lebte in bürgerlichen Verhältnissen. Lina führte das Geschäft und hatte zuhause volle Hilfe für den Haushalt und die Kinderversorgung. Der Gesellschaftskreis bestand hauptsächlich aus Verwandten und aus Bekannten von der jüdischen Gemeinde. Sonntags fuhr die Familie in die Eifel, soweit es das Wetter ermöglichte. Lina war von Natur aus eine lebenslustige Frau, doch ihr Leben war nicht leicht. Im Ganzen wurden 6 Kinder geboren. Eine Tochter – Helga – starb mit 2½ Jahren an Hirnhautentzündung und ist auf dem Aachener jüdischen Friedhof begraben. Eduard hatte sich (wahrscheinlich im ersten Weltkrieg) Tuberkulose zugezogen. Er starb im Oktober 1933 und ist auch auf dem jüdischen Friedhof in Aachen begraben.
1934 zog Lina mit den zwei jüngsten Kinder in die Wi!helmstraße 47. Dort lebte sie mit ihrem Sohn, Günter, der damals 12 Jahre alt war, bis sie Ende 1939 nach Hamburg zog. Die ältesten Töchter, Rena und Lotte, befanden sich in Palästina; der älteste Sohn, Werner in Dänemark; die jüngste Tochter Marion in Belgien.
Von Hamburg aus versuchte Lina mit allen Mitteln auszuwandern, auf legale oder illegale Weise, was leider nicht mehr gelang.
Wir wissen, daß sie mit Günter am 6. Dezember 1941 nach »Jungfernhof« ein Lager bei Riga deportiert wurde. Günter ist wahrscheinlich von ihr getrennt und in ein Arbeitslager geschickt worden. Soweit uns bekannt ist, wurden die "Arbeitsunfähigen" im März 1942 in einem Wald bei Riga durch die »Einsatzgruppen« ermordet.