Die Erinnerungskultur muss weiter wachsen
Oberbürgermeister Marcel Philipp empfing das "Gedenkbuchprojekt für die Opfer der Shoah aus Aachen" im Weißen Saal am Jahrestag der Befreiung des Lagers Auschwitz. Dritter Band mit 21 Biographien und 33 Schicksalen.
Von Wolfgang Schumacher
Aachen. Zum 66. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz übergab gestern die Initiative "Gedenkbuchprojekt für die Opfer der Shoah aus Aachen" Oberbürgermeister Marcel Philipp den neuesten und damit dritten Band ihrer Sammlung jüdischer Lebensläufe. Sprecherin Bettina Offergeld sagte im Weißen Saal des Rathauses: "Ich bin überwältigt wegen der vielen Menschen, die zur Präsentation des Bandes gekommen sind".
Unter ihnen befänden sich drei Überlebende der Naziverfolgung, die vor dem Krieg der Aachener Synagogengemeinde angehörten. Philipp bedankte sich bei der Initiative, die mit ihrer Arbeit "eine eindrucksvolle Botschaft gegen den Erinnerungsverlust" auf den Weg gebracht habe. Er lobte das "Umdenken in der Stadt", das zu verschiedenen Projekten geführt habe, die die Verbrechen der Nazis und die stattgehabte Verfolgung der jüdischen Gemeinde auch in Aachen vor der Dunkelheit der Geschichte bewahren sollen. Das Gedenkbuchprojekt sei wichtig und hilfreich, denn mit dieser Sammlung von "Menschen, Leben und Biografien" werde eine "Erinnerungskultur" wachsen.
Im neuen Band werden 21 Biographien zu 33 Personen veröffentlicht. Offergeld las einzeln die Namen vor. Insgesamt wird in den vorliegenden drei Bänden an die Lebensgeschichten von 88 Aachenern erinnert, die von den Nazis verfolgt, deportiert oder ermordet wurden.
Offergeld dankte vor allem Verwandten und Freunden der Opfer, die durch ihre teilweise schmerzhaften Erinnerungen die Rekonstruktion der Lebensläufe erst möglich gemacht hätten. "Darüber hinaus sei es im Zeitalter des Internets "schön anzusehen, wie Informationen fließen. Kaum stellt man eine Frage auf eine bestimmte Seite, erhält man aus aller Welt Antworten". Mit der Sammlung von Biographien und Lebensläufen soll der Opfer aus der ehemaligen Synagogengemeinde gedacht werden. Dazu gehörten damals neben der Stadt Aachen die Orte Alsdorf, Bardenberg, Brand, Eilendorf, Haaren, Herzogenrath, Kohlscheid und Kornelimünster.
Offergeld bedankte sich bei Historikern sowie bei den Schulen in der Umgebung für den "regen Austausch" und das Gehör, das man dort finde.
Quelle: Aachener Nachrichten, 28. Januar 2011