Gedenkbuch 2019

Carl Wallach

Von Bettina Offergeld Aachen im Juni 2018

Carl Wallach1, der in manchen Urkunden auch «Karl» geschrieben wird, wird am 1. Dezember 1897 in Eilendorf -geboren. Er ist der Sohn der Eheleute Eva Wallach, geborene Menken, und Andreas Wallach. Seine Eltern heiraten am 28. Dezember 1886 in Eilendorf. Es ist die zweite Ehe seines Vaters. Aus der ersten Ehe von Andreas Wallach hat Carl bereits einen Stiefbruder Max. Carl ist das letzte von sieben Kindern aus der zweiten Ehe seines Vaters.

Von Carls sieben Geschwistern stirbt Isidor bereits mit zwei Jahren, vier Geschwister und er selbst werden in der NS-Zeit ermordet, nur zwei der acht Geschwister überleben. Max wird in Izbica ermordet, Philipp in Sobibor, Wilhelmine und er selbst in Auschwitz. Der Todesort von Selma ist unbekannt. Emanuel, der auch Emil genannt wurde, wanderte Mitte der 30er Jahre mit seiner Ehefrau nach Mexiko aus und überlebte dort. Sophia Wallach überlebte wahrscheinlich in den Niederlanden, zumindest ist sie dort im Jahr 1958 verstorben.

 

Carl wächst in Eilendorf im Kreise einer großen Familie auf. Er zieht 1927 von Gelsenkirchen nach Solingen-Ohligs. Dort wohnt er in der Düsseldorfer Straße. Wann er nach Gelsenkirchen umgezogen ist, wissen wir nicht.

Am 17. November 1900 wird Hildegard Koopmann im niederrheinischen Goch geboren. Im Jahr 1929 heiraten Hildegard Koopmann und Carl Wallach in Hildegards Geburtsort Goch bei Kleve. Ihr einziges Kind, Margot Johanna, wird am 12. Januar 1931 in Solingen-Ohligs geboren. 1932 zieht die kleine Familie in die Talstraße.

Seit 1927 betreibt Carl Wallach zusammen mit Albert Oster das Textilwaren-Detailgeschäft2 Oster & Co., das ebenfalls in der Düsseldorfer Straße 26 in Ohligs ansässig ist.

«Teilweise sind dort bis zu elf Hilfskräfte beschäftigt. 1932 wird das Geschäft auf Frau Wallach übertragen und firmiert nun unter ‹Oster & Co. Nachfahren›. Aufgrund der 1933 einsetzenden Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte geht die Firma im Oktober 1934 in Konkurs. Noch im selben Monat meldet Carl Wallach ein Gewerbe als Provisionsvertreter für Textil-Kurzwaren an und unterhält bis 1938 ein Stoff-Etagengeschäft.»3

 

Mordechai Mal’an, früher Erich Wallach, und Neffe von Carl Wallach meint sich daran zu erinnern, dass Carl von Anfang 1937 bis Ende 1938 in der Friedrichstraße 32 bei -Carls Schwester Selma und deren Ehemann Isidor Lautmann gelebt hat. Vielleicht hatte er geschäftlich in Aachen zu tun.

Am 10. November 1938 jedenfalls wird Carl von der Gestapo Solingen in Schutzhaft genommen, um am 16. November in Dachau interniert zu werden. Er wird am 18. Dezember 1938 von dort entlassen.

Carls Tochter muss 1938 nach nur anderthalbjährigem Schulbesuch die Volksschule verlassen.

Im April 1939 fliehen Carl, Hilde und Margot nach Belgien. Sie fliehen nicht ohne sich auf dem Weg ins Unbekannte von der Familie seines Bruders Philipp in der Augustastraße 8 in Aachen zu verabschieden. Nachdem sie ihr gesamtes Hab und Gut zu Schleuderpreisen verkauft haben, leben sie zunächst in Brüssel. Dort hat Margot bis Mai 1942 die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen.

«Nach dem deutschen Überfall auf Belgien im Mai 1940 wird Carl Wallach, wie andere ‹feindliche Ausländer› auch, interniert und später in Lagern in Südfrankreich festgehalten. Ab Juli 1942 liefert die französische Vichy-Regierung auch Juden aus der unbesetzten Zone Frankreichs an Deutschland aus.»4

Am 26. August 1942 wird Carl Wallach von Drancy aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Hilde überlebte den Holocaust in Belgien ohne sich zu verstecken. Wie sie dies bewerkstelligt hat, ist nicht bekannt. Neffe Erich schreibt: «… und sie selbst [Hilde] lebte unter den Belgiern bis zum Kriegsende.»

Carls Tochter Margot Wallach überlebt in einem belgischen Nonnenkloster. Sie wurde dort von ihrer Mutter versteckt, hatte jedoch ab Juni 1942 keine Möglichkeit mehr eine Schule zu besuchen.

Hilde und Margot wanderten nach dem Kriegsende in die USA aus. Carls Schwägerin, Hildes Schwester, lebte dort bereits und wird die Einreise ermöglicht haben. Hilde starb im Juni 1976 in Elmhurst/New York.

Tochter Margot heiratete in den USA. Ihr Ehemann hat Auschwitz überlebt. Die beiden sind Eltern einer Tochter und eines Sohnes und leben in New York.

 

 

 


  1.         Vgl. verwendete Quellen: Beckers, Hubert; Reinard, Karl: Spuren jüdischen Lebens in Eilendorf, Eilendorf 2017.
            Familienbuch a.a.O.
            Schulte, Armin, Stadtarchiv Solingen: https://www.solingen.de/de/archiv/stolperstein-wallach-karl- 94008/
  2.         Vgl. http://www.enzyklo.de/Begriff/Detailgeschäft : Detailgeschäft ist ein schweizerischer Ausdruck für ein Einzelhandelsgeschäft.
  3.         Siehe Schulte, Armin, Stadtarchiv Solingen: https://www.solingen.de/de/archiv/stolperstein-wallach- karl-94008/
  4.         Ebenda.