Otto Ganz
Von Bettina Offergeld, Aachen
Otto Ganz wurde am 04. Juli 1879 in Bünde im Kreis Herford in Westfalen geboren.
Otto Ganz war von Beruf Kaufmann, aber auch die Betreuung älterer jüdischer Personen ist als seine Beschäftigung angegeben.
Otto Ganz war mit der in Berlin geborenen Gerta Grüneberg verheiratet. Im Juli 1911 wurde die erste Tochter Erika, im November 1919 die Tochter Marianne, die auch Maja genannt wurde, in Aachen geboren.
Zunächst wohnte die Familie in der Kaiserallee 81, der heutigen Oppenhoffallee. Am 19. Mai 1920 zog Familie Ganz in das Haus in der Eupener Straße 249.
Otto Ganz führte die Tuchfabrik Grüneberg & Cie. in der Bismarckstraße 8. Später wurde sie als Astra Tuche GmbH auf seine Töchter übertragen. Bis zur Arisierung wurde die Firma weitergeführt. Die Abmeldung ist für den 31. Dezember 1938 vermerkt.
Seine Frau Gerta war in diesem Jahr an Krebs gestorben und ist auf dem jüdischen Friedhof begraben. Seine Tochter Maja vermutet, dass die lange Krankheit seiner Frau wohl der Grund dafür war, dass die Familie nicht auswanderte. Hinzu kommt sicher auch, dass Familie Ganz sich sehr deutsch fühlte.
Ein bis heute unerklärt gebliebenes Wunder und zugleich ein Schicksalsschlag ist, dass Otto Ganz im Februar 1939, also nach der Pogromnacht, zu seiner Tochter Maja nach Arosa in die Schweiz kam, die dort ursprünglich wegen Tuberkulose behandelt wurde, und die nun in der Schweiz verheiratet war, und dass Otto Ganz von dort tatsächlich zurück nach Aachen fuhr. Bis heute ist für seine Tochter Marianne unverständlich, dass er nach Aachen zurück gefahren ist. Sie vermutet, dass ihr Vater in Aachen sein Ehrenwort gegeben hatte zurückzukehren und dass er befürchtete, dass seiner zweiten Tochter, Erika, und der Schwiegermutter Regina Grüneberg, die ebenfalls in Aachen wohnte, etwas angetan würde, falls er nicht zurückkehren würde.
Otto Ganz’ Zuhause in der Eupener Straße 249 wurde im Jahr 1941 zu einem sogenannten Judenhaus. Am 25. März 1941 begann die Belegung des Hauses mit 12 Personen; das jüngste Kind, das während der Zeit als Judenhaus in die Eupener Straße 249 einzog, war einen Monat alt. Täglich wurden es mehr Menschen im Haus, und im Schnitt lebten immer um die 30 Personen dort.
Vor dieser Zeit wohnten Otto Ganz, seit 1935 seine Schwiegermutter Hilde Grüneberg, seine Tochter Maja – bis sie in die Schweiz ging - und seit 1939 die Haushaltshilfe Hilde Maas im Haus.
Die letzten 14 Bewohner, unter ihnen Otto Ganz und seine Schwiegermutter, wurden am 25. Juli 1942 mit dem Transport VII/2 vom 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert.
Otto Ganz starb am 13. April 1944 während einer Meningitisepidemie. Kurze Zeit später starb seine Schwiegermutter auf dem nackten Fußboden von Theresienstadt.
Sein Bruder war mit seiner Frau und seinem Sohn im Februar 1940 in die USA emigriert.