Gedenkbuch 2013

Eugen Falkenthin
Adolf Schnell
Paula Schnell geborene Meyer

Corinna Broeckmann und Bettina Offergeld, Aachen

Eugen Falkenthin wurde am 10. Februar 1895 in Aachen-Forst geboren und war der Sohn von Ferdinand und Henriette Falkenthin, geborene Hirsch. Eugen hatte drei ebenfalls in Aachen-Forst geborene ältere Geschwister: die Schwestern Jeanette, geboren am 1. Juli 1888, und Regina, genannt Recha , geboren am 23. September 1890, sowie seinen Bruder Hugo, geboren am 27. November 1892.

Eugens Vater Ferdinand war aus Berlin nach Aachen gekommen. In Aachen arbeitete er als Buchhalter in der Gummifabrik Saul, die seinen Cousins Siegfried und Sally Saul gehörte. Er starb bereits 1907, als Eugen gerade 12 Jahre alt war. Eugen war von Beruf Kaufmann und heiratete im Jahr 1920 die in Gelsenkirchen geborene Friedel Rosenmann. Ihr Sohn Walter wurde am 4. Oktober 1921 in Aachen geboren. Im Jahr 1925 verstarb seine Frau Friedel in einem jüdischen Krankenhaus in Köln.

Im Jahr 1927 heiratete Eugen Falkenthin die am 30. Mai 1892 in Harzerode (Kreis Ballenstedt) geborene Margarete Schnell. Wo Eugen und Margarete Falkenthin zu dieser Zeit wohnten, ist uns nicht bekannt.

Die Familie Eugen, Margarete und Walter Falkenthin kehrte jedoch im Jahr 1933 nach Aachen zurück und lebte zunächst in der Rochusstraße 7 und später in der Guaitastraße 20.

Im Jahr 1938 zogen auch Margaretes Eltern nach Aachen: Paula Schnell, geborene Meyer, wurde am 2. Dezember 1869 in Harzerode und ihr Ehemann Adolf Schnell am 26. Januar 1866 in Ratzebuhr, Bezirk Neustettin in Pommern, geboren. Das Ehepaar Schnell lebte in Aachen zunächst in der Bismarckstraße 96 und später im Boxgraben 56.

Eugens Sohn, Walter Falkenthin, gelang es noch im Jahr 1940 mit gerade einmal 19 Jahren auf illegalem Wege nach Palästina zu gelangen. Im September 1940 wurde er dort jedoch von den Engländern in einem Internierungslager festgehalten und erst ein Jahr später wieder entlassen. Er schloss sich dann dem Kibbuz Kfar Hamakkabi an und änderte seinen Namen in Eli Eytan. Er war mit Schulamit Eytan verheiratet. Ihre Tochter Elchanan wurde am 13. November 1946 geboren und hat selbst drei Söhne. Elis Sohn Nilli Eytan wurde am 6. März 1951 geboren und hat zwei Kinder. Eli Eytan (Walter Falkenthin) verstarb im Mai 1993 in Haifa.

Wahrscheinlich im April des Jahres 1941 mussten Eugen und Margarete in ein so genanntes Judenhaus in der Königstraße 22 ziehen. Für Aachen erfolgte die Einweisung in so genannte Judenhäuser »zur besseren Überwachung« am 1. April 1941. Zur gleichen Zeit lebten auch Margaretes Eltern in die Königstraße allerdings ist für sie die Hausnummer 24 angegeben. Ob sie dort auch zwangseingewiesen wurden, ist unklar.

Sowohl das Ehepaar Falkenthin als auch das Ehepaar Schnell wurden am 25. Juli 1942 mit dem größten Transport aus Aachen nach Theresienstadt deportiert. Adolf Schnell, mittlerweile 76 Jahre alt, wurde am 20. Dezember 1942 ermordet, offiziell verstarb an einer Lungenentzündung. Seine Ehefrau Paula Schnell wurde am 26. Mai 1944 ermordet. Während bei Adolf in der Theresienstädter Kartei noch von einer Bestattung geschrieben wird, vermerkt die Kartei für Paula die Verbrennung der Leiche im Krematorium Theresienstadt.

Mit dem Transport vom 28. September 1944 begannen die einen Monat anhaltenden so genannten „Liquidationstransporte" nach Auschwitz. Eugen Falkenthin wurde an diesem Tag von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und vermutlich sofort ermordet. Nur wenige Menschen überlebten die Selektion in Auschwitz bevor die Gaskammern im November 1944 in Auschwitz abgebaut wurden.

Margarete überlebte Theresienstadt und kehrte im Juni des Jahres 1945 zunächst nach Aachen zurück. Einige Jahre später wanderte sie jedoch aus und lebte bis zu ihrem Tod am 18. September 1968 zusammen mit ihrem Stiefsohn Walter und seiner Familie in Israel.

Am Anfang des Jahres 1942 wurden Eugens Schwester Recha und ihr Mann Willy Friesem aus ihrer Wohnung in der Martinstraße in das Lager Grüner Weg in Aachen gebracht und am 22. März 1942 zunächst nach Izbica in Polen deportiert. Die Eheleute Recha und Willy Friesem wurden vermutlich 1942 in Izbica ermordet. Ihre in Burgbrohl geborenen Söhne Herbert, geboren am 8. Januar 1916, und Edgar, geboren am 3. Juli 1921, überlebten die Shoah und emigrierten nach Palästina.

Jeanette, die Schwester von Eugen Falkenthin, überlebte die Shoah ebenfalls. Sie heiratete Karl Unterbein , einen Christen, und hatte mit ihm zwei Kinder: Kurt, geboren 1912, und Käthe, geboren 1916. Sie zogen 1933 nach Vaals in den Niederlanden.

Eugens Bruder Hugo Falkenthin wurde Kaufmann und zog nach Nordhausen und später nach Halle. Er heiratete Else Lichtenstein, geboren am 27. Oktober 1894 in Nordhausen, und hatte mit ihr einen Sohn Herbert, geboren am 17. Juli 1923 in Nordhausen. Die Familie floh nach Belgien oder Frankreich, wurde allerdings am 11. August 1942 aus dem Lager Les Milles, in dem sie interniert worden war, nach Chalons-sur-Saône und dann weiter nach Drancy gebracht. Von dort wurde sie schließlich mit Transport Nr. 19 am 14. August 1942 nach Auschwitz deportiert. Hugo Falkenthins Todesdatum in Auschwitz-Birkenau ist wie das seiner Frau Else mit dem 16. August 1942 angegeben. Herbert Falkenthin wurde am 25. Oktober 1942 in Auschwitz ermordet.

Vergleiche die Biographie von Regina Friesem geborene Falkenthin in diesem Band. Paula Schnell ist für das Jahr 1930 noch in Luxemburg nachgewiesen. Korrespondenz mit Arieh Eytan. Bierganz, Manfred; Kreutz, Annelie: Juden in Aachen. Herausgegeben von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen e.V., Aachen, S. 83. „Todesfallanzeige" für Adolf Schnell im Theresienstädter Gedenkbuch, www.holocaust.cz. Ebenda. www.holocaust.cz (Theresienstädter Gedenkbuch) Korrespondenz Ernst Shimon Weisbecker. Gottwald, Alfred; Schulle, Diana, Die „Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich 1941-1944, Wiesbaden 2005, S. 435 ff. Vergleiche die Biographie von Wilhelm Friesem in diesem Band. Der Vorname des Ehemanns ist nicht gesichert. Er hieß Karl oder Franz. Informationen zu Hugo Falkenthin und seiner Familie: www.gedenkbuch.halle.de